ANNE GRAEFER - JUNE 3, 2020

Was ist Masculinity Contest Culture? Und warum es schadet immer der Beste sein zu wollen

Der Männlichkeitswettbewerb am Arbeitsplatz ist für viele schwer auszuhalten und schadet Unternehmen
Wie sagt man so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber was passiert, wenn Wettbewerb und Konkurrenzdenken in der eigenen Firma stattfinden? Studien von 2018 zeichnen ein klares Bild: ein hyper-kompetitives Arbeitsumfeld ist absolut kontraproduktiv, denn es erstickt Innovation im Keim.

Klingt eigentlich logisch: wenn ich ständig der*die Beste sein will und mich ständig im Konkurrenzkampf mit meinen Mitarbeitenden sehe, fühle ich mich nicht sicher genug um neue, ‚verrückte‘ Ideen zu äußern. Dieses Manko an psychologischer Sicherheit ist Gift für Kreativität und Innovation. Wir vergiften dann also genau den Treibstoff, den neue Unternehmen so dringend brauchen. Der ständig Konkurrenzkampf macht auch Teamwork schwierig: wem kann man schon vertrauen? Und wird meine Leistung auch genug Sichtbarkeit bekommen oder wird es wieder jemand anderem zugeschrieben?

Hyper-kompetitives Verhalten ist also toxisch. Das Problem an der Sache ist aber, dass viele Unternehmen und Organisationen genau dieses kompetitive Verhalten unter der Belegschaft fördern, da sie denken, nur so profitabel zu sein. Durchsetzungsvermögen, Stamina, Risikobereitschaft und situationsbedingte Aggressivität sind in vielen (besonders männlich dominierten) Berufsfeldern gern gesehen Eigenschaften. Unternehmen züchten sich damit aber eine ‚Masculinity Contest Culture‘ heran, die alles andere als zukunftsorientiert ist.

Der Selbsttest: Herrscht auf deiner Arbeit Masculinity Contest Culture?

Laut Forschung herrscht in einem Unternehmen ‚Masculinity Contest Culture‘ (zu Deutsch: Kultur des Männlichkeitswettbewerbs) wenn 4 Merkmale vorhanden sind:

1. Keine Schwäche zeigen. In diesen Unternehmenskulturen bemühen sich die Mitarbeitenden nach Kräften ‚hart‘ zu wirken und kaum Emotionen oder Zweifel zu zeigen, da dies als Verletzlichkeit ausgelegt wird.

2. Stärke und Ausdauer demonstrieren. Wenn der Kollege in der Mittagspause im Fitnessstudio verschwindet, weil auch in sogenannten white-collar Berufen der männlich, muskulöse Körper präsent sein muss, dann hat das nicht nur etwas mit ‚fit & gesund‘ bleiben zu tun. Stärke wird aber nicht nur durch stahlharte Muskel symbolisiert, sondern auch durch lange Arbeitszeiten und exzessive Arbeitsbelastung. Man versucht einander auch hier zu übertrumpfen: man arbeitet länger, härter und seit neuestem auch ‚smarter‘ als die anderen.

3. Arbeit steht an erster Stelle. In einer Masculinity Contest Culture ist dies oberstes Gesetz. Das passt auch ganz gut zum Rest unserer Gesellschaft in der häufig nur Erwerbsarbeit und Leistung Status tragen. Carework, Familie und Ruhepausen sind hingegen abgewertet.

4. Anstelle von Kooperation, Teamarbeit und Solidarität herrscht absolute Ellenbogen Mentalität. Mitarbeitenden versuchen sich gegenseitig auszubooten, um auf der Karriereleiter weiter voranzukommen.

Was hat Contest Culture denn mit Männlichkeit zu tun? Können Frauen nicht auch kompetitiv sein?

Stimmt natürlich. Frauen können auch kompetitives Verhalten an den Tag legen. Worauf es bei Masculinity Contest Culture ankommt ist aber (ähnlich wie bei Toxic Masculinity) nicht das biologische Geschlecht, sondern Gender. Und Männlichkeit, also zumindest traditionelle Alpha-Männlichkeit (Hegemonic Masculinity), wird unter anderem dadurch performed, wie gut man andere Menschen unterdrücken kann. Das klingt schrecklich, ist aber so. Hinzukommt, dass der Status dieser Hegemonic Masculinity sehr fragil ist. Deshalb muss man(n) sich ständig mit anderen messen und zu zeigen, dass man immer noch der Stärkste ist.

Und so bieten besonders männlich dominierte Branchen wie Consulting, Finance oder Tech ihrer Belegschaft die perfekte Arena, um durch gegenseitigen Wettbewerb ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen und zu bestärken. Der Kollateralschaden dieses ‚Game of Thrones‘-artigen Arbeitsklimas ist bekannt:

1. Schlechter Führungsstil (#ToxicLeadership)

2. Mobbing und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Davon sind übrigens nicht nur Frauen betroffen, sondern alle Gender. Auch Männer, die ‚weniger‘ männlich erscheinen oder am Wettbewerb nicht teilnehmen wollen, werden gemobbt und belästigt.

3. Sinkende Motivation und Leistungsbereitschaft bei vielen Mitarbeitenden

4. Hohe Fluktuation

5. Geringe Innovation und Kreativität

Die gerade beschriebene Szenarien kommen Ihnen bekannt vor? Und nun möchten Sie gerne wissen, was man gegen so ein toxisches Arbeitsklima tun kann? Oder Sie wollen einfach gerne mehr zum Thema erfahren? Then get in touch! Wir freuen uns von Ihnen zu hören.

Warum ausgerechnet wir?

“We speak the same language with Anne since our first meeting. She is an open, natural, knowledgeable communicator and a flexible business partner. Happy to develop together with her on our globally implemented Unconscious Bias workshops.”

— Sevkan Bolu, Global HR Manager, Vaillant Group
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